Mein Weg hin zu einer professionellen künstlerischen Tätigkeit war nicht immer so geradlinig. So studierte ich zuerst Geistes- und Sozialwissen-schaften und sah Theatergebäude während dieser Zeit vor allem von Innen, weil ich dort Tickets kontrollierte. Erst mit Mitte 20 wagte ich es mich fürs Tanzstudium zu bewerben und lernte dann schließlich in Essen mit Menschen aus der ganzen Welt das Tanzen. Währenddessen arbeitete ich mit geflüchteten jungen Männern und jobbte wieder im Theater an der Bar Pact. In universitären Gremien stritt ich mit Professor*innen über das Recht auf Selbstbestimmung. Nach dem Studienabschluss arbeitete ich als Tänzer und eine Pandemie brachte mich dazu in die Projektleitung zu wechseln. Nebenbei unterstützte ich Kolleg*innen dramaturgisch bei ihren ersten Arbeiten. Jahre voller Erfahrungen. Jahre voller Privilegien: Weiß. Männlich. Cis. Europäisch. Deutsch.
2022 wagte ich den Schritt zurück in die Selbstständigkeit. Aber wie stellt man das nach Jahren ohne gerade Linie an? Was antwortet man auf die Frage: was willst du machen? Meine Frage: was kann ich machen? Und wie übernehme ich dabei Verantwortung für meine Privilegien?
Seit einiger Zeit betreue ich Prozesse, die sich in Diskursen bewegen, die außerhalb meiner persönlichen Biographie liegen. In denen es um Machtstrukturen und Privilegien geht. Diskurse, die auch für künstlerische Prozesse eine enorme Relevanz haben. Bei denen wir noch immer um Antworten ringen. Wieder neue Fragen: wo stehe ich? Was ist meine ästhetische Position? Wie kann ich Kunst schaffen und dabei solidarisch Handeln? Und wie kann ich das in all den Bereichen tun, die mich interessieren?
Tanz. Pädagogik. Dramaturgie. Produktion.
Diese Recherche ermöglichte es mir mich auf den Weg zu begeben, um meine eigene Arbeitsweise zu entwickeln und Themen zu finden, an denen ich mich abarbeiten kann. Sie ermöglichte es mir alte Expertisen wiederzuentdecken, sie mit neu Erlernten zusammenzuführen und in gebündelter Form im Rahmen von Sharing Sessions mit denen zu Teilen, die nach Rat suchten.
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.


